Das Bluten der Reben – Beginn des neuen Vegetationszyklus
Mit dem Einsetzen milder Frühlingstemperaturen beginnt im Weinberg ein besonders eindrucksvoller physiologischer Vorgang: das sogenannte Bluten der Reben. Dieser Prozess markiert den Beginn des neuen Vegetationszyklus und zeigt an, dass die Reben aus der winterlichen Ruhephase in die aktive Phase übergehen.
Nach dem Rebschnitt im Spätwinter bleiben an den Rebstöcken offene Schnittflächen zurück. Sobald sich der Boden auf etwa 8 bis 10 °C erwärmt, nimmt das Wurzelsystem der Rebe wieder Wasser und gelöste Nährstoffe aus dem Boden auf. Da die Rebe noch keine voll entwickelte Belaubung besitzt, übersteigt der Wurzeldruck die Transpiration. Das Wasser steigt daher durch den Stamm und die Leitungsbahnen (Xylem) auf und tritt an den Schnittstellen in Form von klaren Tropfen aus – das sogenannte „Bluten“.
Dieser austretende Saft besteht größtenteils aus Wasser, enthält jedoch auch Mineralstoffe, Zucker und organische Säuren. Das Bluten selbst dauert in der Regel einige Tage bis wenige Wochen – je nach Wetterlage und Standortbedingungen.
Fachlich betrachtet handelt es sich hierbei um einen natürlichen Wurzeldruck-basierten Saftaustritt, der nicht mit dem späteren „Weinen“ bei Verletzungen oder Pilzinfektionen verwechselt werden darf. Das Bluten ist ein gesunder und notwendiger Teil des Rebenzyklus und zeigt die Vitalität und Funktionsfähigkeit der Rebe an.
Mit dem Bluten ist der Startschuss gefallen – schon bald folgt der Austrieb, wenn sich die ersten grünen Spitzen an den Knospen zeigen.